Achte Scene.
Harlequin tritt auf.
Harlequin.
Ich bin hier so bekannt als ob ich daheim wäre; einer möchte
denken, es wäre Frau Overdons eignes Haus, soviel von ihren
alten Kundsleuten trift man hier an. Fürs erste ist hier
der junge Herr Rasch, wegen einer Kleinigkeit von braunem Pfeffer
und altem Ingwer, hundert und sieben und neunzig Pfund, aus denen
er fünf Mark baares Geld gemacht hat: Meiner Six, der Ingwer
muß damals nicht viel Abgang gefunden haben; die alten Weiber
müssen alle todt gewesen seyn. Hernach ist hier ein gewisser
Herr Caper, auf Ansuchen Meister Three-Pile, des Krämers,
wegen etlicher Stüke Pfersichblüthfarbnen Atlas, welche
Herr Caper umsonst gekauft haben möchte. Ferner der junge
Schwindel, der junge Herr Kupfersporn, und Monsieur Hungerdarm
der Klopffechter, und der junge Herr Lüderlich, der den braven
Pudding erschlug, und Hr. Schüzen, der grosse Wanderer, und
der wilde Halbkanne, der den Pott' erstochen hat, und ich denke,
noch vierzig andre, lauter grosse Männer in unsrer Profession,
die izt hier sind, und sehen mögen, wie sie wieder heraus
kommen.
Abhorson kommt herein.
Abhorson.
Fort, Kerl, Bring den Bernardin hieher.
Harlequin.
Monsieur Bernardin, ihr sollt aufwachen und euch hängen lassen;
Monsieur Bernardin!
Abhorson.
Holla, ho, Bernardin.
Bernardin (hinter der Scene.)
Daß ihr die Kränke kriegt, ihr Hunde! Was für
einen Lerm macht ihr da? Wer seyd ihr?
Harlequin.
Herr, euer guter Freund, der Henker; ihr sollt so gut seyn, Herr,
und aufstehen und euch erdrosseln lassen.
Bernardin (hinter der Scene.)
Geh zum T** du Schurke, geh, sag ich; ich bin schläfrig.
Abhorson.
Sag ihm, er müsse aufstehen, und das nur gleich.
Harlequin.
Ich bitte euch, Monsieur Bernardin, wacht nur auf, bis ihr gehenkt
seyd, und schlaft denn wieder so lang ihr wollt.
Abhorson.
Geh zu ihm hinein, und schaff ihn heraus.
Harlequin.
Er kommt, Herr, er kommt; ich höre das Stroh rascheln.
Bernardin zu den Vorigen.
Abhorson.
Ligt das Beil auf dem Blok, Kerl?
Harlequin.
Ja, Herr.
Bernardin.
Wie gehts, Abhorson? Was habt ihr Neues?
Abhorson.
In gutem Ernst, Herr, ich wollte ihr würdet hurtig euer Gebet
verrichten; denn, seht hier, der Befehl für eure Execution
ist da.
Bernardin.
Ihr Schurke, ich habe die ganze Nacht durch gesoffen, es ist mir
izt ungelegen.
Harlequin.
O, desto besser, Herr; einer der die ganze Nacht trinkt, und des
Morgens bey Zeiten gehenkt wird, kan den ganzen nächsten
Tag desto ruhiger schlafen.
Der Herzog zu den Vorigen.
Abhorson.
Seht, Herr, hier kommt euer geistlicher Vater; meynt ihr noch,
daß es nur Spaß sey?
Herzog.
Mein Herr, da ich gehört habe, wir schnell ihr die Welt verlassen
sollt, so komm ich aus Christlicher Liebe bewogen, euch vorzubereiten,
zu trösten, und mit euch zu beten.
Bernardin.
Frater, ich nicht; Ich habe die ganze Nacht stark getrunken, und
ich will mehr Zeit zu meiner Vorbereitung haben, oder sie sollen
mir das Hirn mit Knitteln ausschlagen; ich werde mich nimmermehr
dazu verstehen, heute zu sterben, das ist ausgemacht.
Herzog.
O, mein Herr, ihr müßt; und also bitte ich euch, bedenket
die Reise wohl, die ihr zu machen habt.
Bernardin.
Ich schwör euch aber, daß mich kein Mensch in der Welt
überreden soll, heute zu sterben.
Herzog.
Aber ihr hört ja - -
Bernardin.
Nicht ein Wort; wenn ihr mir etwas zu sagen habt, so kommt in
mein Gefängniß, denn heute soll mich niemand anders
wo hin bringen.
(Er geht ab.)
|