Neunte Scene.
Autolicus (allein.)
Ich merke, wo dieses Geschäfte hinaus will; ein offnes
Ohr, ein scharfes Aug und eine leichte Hand, sind drey nothwendige
Eigenschaften zu einem Beutelschneider; eine gute Nase kan auch
nichts schaden, um Arbeit für die übrigen Sinnen auszuspüren.
Wie ich sehe, so leben wir in einer Zeit, wo die Schelmen ihr
Glük machen. Das war ein hübscher Tausch, ohne was aufzugeben!
In der That, die Götter haben diß Jahr viele Nachsicht
für uns, und nehmen's wie es scheint, mit einem kleinen ex
tempore nicht so genau. Der Prinz selbst ist im Begriff eine
Büberey auszuführen; von seinem Vater, mit einem Kloz
an seinen Füssen, davon zu lauffen. Dächte ich nicht
es wäre ein Stük von Ehrlichkeit, wenn ich es dem Könige
hinterbrächte, so wollt' ich's thun; aber mich dünkt
die Spizbüberey ist grösser, wenn ich es geheim halte;
ich will also meinem Handwerk getreu bleiben und schweigen.
Inzwischen langen der Schäfer und Hans, sein Sohn, auf
dem Theater an; sie sind im Begriff zum Könige zu gehen,
ihm zu entdeken, daß Perdita nicht des Schäfers Tochter,
sondern ein Fündling ist, und dieses mit den kostbaren Windeln
und Kleinodien zu beweisen, die bey ihr gefunden worden, und welche
sie in einem Kästchen bey sich haben. Autolicus ist ihnen
in seiner Verkleidung unkennbar. Sie sehen ihn für einen
Herrn vom Hofe an, und glauben ihm je mehr er pralt. Er läßt
sich Geld von ihnen geben, um sie bey dem Könige anzumelden;
weil er aber besorgt, ihre Erscheinung bey Hofe möchte der
Flucht des Prinzen ein Hinderniß sezen, so macht er ihnen
weiß, der König sey nicht in seinem Palast; er sey,
um einen Anstoß von Melancholie zu vertreiben, an Bord eines
neuen Schiffes gegangen, um eine kleine Lustreise zu machen. Er
weiset sie also nach der Küste hin, wo der Prinz im Begriff
ist sich einzuschiffen, und sie gehen treuherzig ab.
Autolicus (allein.)
Ich sehe wohl, wenn ich gleich den Vorsaz fassen wollte, ehrlich
zu seyn, so giebt es mein Verhängniß nicht zu; es träufelt
mir die Gelegenheiten in den Mund; schon wieder mit einer Schelmerey
zween Vortheile erhascht! Geld, und den Anlaß mir um den
Prinzen ein Verdienst zu machen; denn wer weiß, ob das nicht
ein Mittel zu meinem Glüke werden kan. Ich hab' ihm nun diese
zween einfältige Schöpsen zugewiesen; findt er für
besser sie wieder fortzuschiken, und geht sie das was sie bey
dem Könige zu thun haben, nichts an, so mag er mich immer
hin einen Schurken dafür heissen, daß ich gar zu dienstfertig
bin; gegen diesen Titel und die Ehre, die damit verbunden seyn
mag, bin ich längst gestählt: ich will sie auf diese
Gefahr, immer zu ihm bringen; es kan viel daran gelegen seyn.
(Er geht ihnen nach.)
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