Sechste Scene.
Leontes.
Du hast dein Weib hiezu aufgestiftet, Verräther - - Das soll
mein Kind seyn? Weg damit! Eben du, du der ein so zärtliches
Herz dagegen gehabt hast, trag es weg, und siehe zu, daß
es diesen Augenblik ins Feuer geworfen und verzehret werde; eben
du und kein andrer, als du - - Gleich heb' es auf. Noch in dieser
Stunde bringe mir die Nachricht daß es geschehen sey, und
Zeugen, die mir keinen Zweifel übrig lassen, oder dein Leben,
und alles was du sonst noch dein nennest, ist verwirkt: Wenn du
dich weigern, und mit meinem Grimm zusammenstossen willst, so
sag es: Ich will dem Bastard sein Hirn mit meinen eignen Händen
ausschlagen - - Geh, wirf es ins Feuer; denn du hast dein Weib
aufgestiftet.
Antigonus.
Das that ich nicht, Gnädiger Herr; diese Herren, meine edeln
Brüder, können es bezeugen, wenn sie wollen.
Ein Herr vom Hofe.
Wir können es, Gnädiger Herr; er hat keine Schuld daran,
daß sie gekommen ist.
Leontes.
Ihr seyd alle Lügner.
Alle.
Wir bitten Eu. Hoheit eine bessere Meynung von uns zu haben. Wir
haben euch jederzeit getreulich gedient, und bitten euch, uns
hiernach zu beurtheilen; und auf unsern Knien flehen wir, (als
um die Belohnung unsrer vergangnen und künftigen Dienste)
daß ihr von diesem Vorhaben ablasset, welches so entsezlich,
so grausam ist, daß es böse Folgen nach sich ziehen
könnte - - Wir alle bitten auf unsern Knien- -
Leontes.
Ich bin wie eine Feder, die jeder Wind herumweht wohin er will
- - Soll ich leben, um diesen Bastart vor mir knien und mich Vater
nennen zu sehen? Besser ihn izt zu verbrennen als ihm dann meinen
Fluch zu geben - - Doch sey es; laßt ihn leben - - Nein,
das soll er auch nicht - - Ihr, Herr, kommt ein wenig näher
- - (zum Antigonus.) Ihr, der mit Dame Margareth eurer
Hebamme hier, so dienstfertig gewesen seyd, um dieses Bastarts
Leben zu retten, (denn ein Bastart ist es, so gewiß als
dieser Bart grau ist - -) was wollt ihr wagen, um diesem Welchselbalg
das Leben zu erhalten?
Antigonus.
Alles, Gnädigster Herr, was ich fähig bin und Großmuth
auflegen kan - - zum wenigsten will ich, ein unschuldiges Geschöpf
zu retten, das wenige Blut gerne hergeben, das ich noch in meinen
Adern habe - - Alles, wenn es nur etwas mögliches ist.
Leontes.
Es soll möglich seyn - - schwöre bey diesem Schwerdt,
daß du meinen Befehl vollziehen willt.
Antigonus.
Ich will, mein Gebietender Herr.
Leontes.
Merke wol auf, und halte Wort - - Denn die Unterlassung eines
einzigen Punkts soll gegenwärtiger Tod nicht allein für
dich, sondern auch für dein scharfzüngiges Weib seyn,
welcher wir für diesesmal vergeben. Wir befehlen dir, so
wahr du unser Vasall bist, daß du diesen weiblichen Bastart
von hier weg, und an einen abgelegnen einöden Ort, ferne
von unsern Landen und Gebieten tragen, und daß du es dort,
ohne anderweitige Vorsorge, seinem Schiksal und der Gunst des
Clima überlassen sollest - - Der Zufall mag dann seine Pfleg-Mutter
seyn oder seinem Wesen ein Ende machen - - Thue es, oder erwarte
das ärgste von meiner gerechten Rache - - Heb es auf.
Antigonus.
Ich schwöre, daß ich es thun will. Komm dann, armes
Kind! Irgend ein mitleidiger Geist lehre Geyer und Raben, deine
Ammen zu werden. Man erzählt von Wölfen und Bären
daß sie ihre natürliche Wildheit bey Seite gesezt,
und dergleichen milde Dienste gethan hätten - - Gnädigster
Herr, lebet glüklicher als es diese That verdient - - Armes
unschuldiges Geschöpf, sollst du zum Verderben verurtheilt
seyn! - -
(Er trägt das Kind hinweg.)
Leontes.
Nein, ich will keine fremde Brut in meinem Nest aufziehen.
Ein Bote tritt auf.
Bote.
Gnädigster Herr, es ist eine Staffette von euern Abgesandten
zum Orakel diese Stunde angekommen. Cleomenes und Dion sind glüklich
von Delphi zurük gekommen, und werden in kurzem bey Hofe
eintreffen.
Leontes.
Es sind erst drey und zwanzig Tage seitdem sie abgereißt
sind: Die schnelle Expedition sagt mir vor, daß Apollo die
Wahrheit sobald als nur möglich ans Licht gebracht wissen
will. Schiket euch an, meine Herren, laßt den grossen Rath
zusammenberuffen, damit unsrer treulosen Gemahlin der Proceß
gemacht werde; denn da sie öffentlich angeklagt worden, so
soll sie auch gerichtlich verhört und überwiesen werden
- - So lange sie lebt, wird mir mein Herz eine Last seyn - - Verlaßt
mich, und vollzieht meinen Befehl.
(Sie gehen ab.)
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