Zweite Szene
Leonatos Garten
Benedikt und Margareta, die sich begegnen
Benedikt.
Hört doch, liebe Margareta, macht Euch um mich verdient
und verhelft mir zu einem Gespräch mit Beatricen.
Margareta.
Wollt Ihr mir dafür auch ein Sonett zum Lobe meiner Schönheit
schreiben?
Benedikt.
In so hohem Stil, Margareta, daß kein jetzt Lebender,
noch so Verwegner sich daran wagen soll, denn in Wahrheit, das
verdienst du.
Margareta.
Daß keiner sich an meine Schönheit wagen soll?
Benedikt.
Dein Witz schnappt so rasch wie eines Windspiels Maul; er
fängt auf.
Margareta.
Und Eurer trifft so stumpf wie eines Fechters Rapier; er stößt
und verwundet nicht.
Benedikt.
Lauter Galanterie, Margareta, er will kein Frauenzimmer verwunden.
Und nun bitte ich dich, rufe mir Beatrice, ich strecke die Waffen
vor dir.
Margareta.
Nun, ich will sie rufen, ich denke, sie hat ihre Füße
bei der Hand.
Benedikt.
Wenn das ist, so hoffe ich, kommt sie.
(Singt.)
Gott Amor droben
Kennt meinen Sinn,
Und weiß aus vielen Proben,
Wie schwach ich bin. - -
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Ich meine im Singen; aber in der Liebe - - Leander, der treffliche
Schwimmer; Troilus, der den ersten Pandarus in Requisition setzte,
und ein ganzes Buch voll von diesen weiland Liebesrittern, deren
Namen jetzt so glatt in der ebenen Bahn der fünffüßigen
Iamben dahingleiten, alle diese waren nie so ernstlich über
und über in Liebe versenkt, als mein armes Ich. Aber wahrhaftig,
ich kann's nicht in Reimen beweisen; ich hab's versucht; ich finde
keinen Reim auf Mädchen als - Schäfchen, ein zu unschuldiger
Reim; auf Zorn, als Horn, ein harter Reim; auf Ohr, Tor, ein alberner
Reim - sehr verfängliche Endungen; nein, ich bin einmal nicht
unter einem reimenden Planeten geboren, ich weiß auch nicht
in Feiertagsworten zu werben.
Beatrice kommt.
Schönste Beatrice, kamst du wirklich, weil ich dich rief?
Beatrice.
Ja, Signor, und ich werde gehn, wenn Ihr mir's sagt.
Benedikt.
Oh, Ihr bleibt also bis dahin?
Beatrice.
Dahin habt Ihr jetzt eben gesagt, also lebt nun wohl. Doch
eh ich gehe, sagt mir das, weshalb ich kam; laßt mich hören,
was zwischen Euch und Claudio vorgefallen ist.
Benedikt.
Nichts als böse Reden, und demzufolge laß mich
dich küssen.
Beatrice.
Böse Reden sind böse Luft, und böse Luft ist
nur böser Atem, und böser Atem ist ungesund, und also
will ich ungeküßt wiedergehn.
Benedikt.
Du hast das Wort aus seinem rechten Sinn herausgeschreckt,
so energisch ist dein Witz. Aber ich will dir's schlechtweg erzählen.
Claudio hat meine Forderung erhalten, und ich werde jetzt bald
mehr von ihm hören, oder ich nenne ihn öffentlich eine
Memme. Und nun sage mir, in welche von meinen schlechten Eigenschaften
hast du dich zuerst verliebt? -
Beatrice.
In alle auf einmal; denn sie bilden zusammen eine so wohlorganisierte
Republik von Fehlern, daß sie auch nicht einer guten Eigenschaft
gestatten, sich unter sie zu mischen. Aber um welche von meinen
schönen Qualitäten habt Ihr zuerst die Liebe zu mir
erdulden müssen?
Benedikt.
Die Liebe erdulden! Eine hübsche Phrase! Freilich erdulde
ich die Liebe, denn wider meinen Willen muß ich dich lieben.
Beatrice.
Wohl gar deinem Herzen zum Trotz? Ach, das arme Herzchen!
- Wenn Ihr um meinetwillen trotzt, will ich ihm um Euretwillen
Trotz bieten, denn ich werde niemals das lieben, was mein Freund
haßt.
Benedikt.
Du und ich sind zu vernünftig, um uns friedlich umeinander
zu bewerben.
Beatrice.
Das sollte man aus dieser Beichte nicht schließen: unter
zwanzig vernünftigen Männern wird nicht einer sich selbst
loben.
Benedikt.
Ein altes, altes Sprichwort, Beatrice, das gegolten haben
mag, als es noch gute Nachbarn gab: wer in unserm Zeitalter sich
nicht selbst eine Grabschrift aufsetzt, ehe er stirbt, der wird
nicht länger im Gedächtnis leben, als die Glocke läutet
und die Witwe weint.
Beatrice.
Und das wäre?
Benedikt.
Ihr fragt noch? Nun, eine Stunde läuten und eine Viertelstunde
weinen. Deshalb ist der beste Ausweg für einen Verständigen
(wenn anders Don Wurm, sein Gewissen, ihn nicht daran hindert),
die Posaune seiner eigenen Tugenden zu sein, wie ich's jetzt für
mich bin. Soviel über mein Selbstlob (und daß ich des
Lobes wert sei, will ich selbst bezeugen); nun sagt mir aber,
wie geht es Eurer Muhme? -
Beatrice.
Sehr schlecht.
Benedikt.
Und wie geht es Euch selbst?
Beatrice.
Auch sehr schlecht.
Benedikt.
Seid fromm, liebt mich und bessert Euch; und nun will ich
Euch Lebewohl sagen, denn hier kommt jemand in Eil.
Ursula kommt.
Ursula.
Mein Fräulein, Ihr sollt zu Euerm Oheim kommen, es ist
ein schöner Lärm da drinnen! man hat erwiesen, unser
Fräulein Hero sei böslich verleumdet, die Prinzen und
Claudio mächtig betrogen, und Don Juan, der Anstifter von
dem allem, hat sich auf und davon gemacht. Wollt Ihr jetzt gleich
mitkommen?
Beatrice.
Wollt Ihr diese Neuigkeiten mit anhören, Signor? -
Benedikt.
Ich will in deinem Herzen leben, in deinem Schoß sterben,
in deinen Augen begraben werden, und über das alles will
ich mit dir zu deinem Oheim gehn. (Ab.)
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