Eilfte Scene.
Lucio zu den Vorigen.
Lucio.
Guten Abend; Frater, wo ist der Kerkermeister?
Herzog.
Nicht hier, mein Herr.
Lucio.
O! meine artige Isabella, ich bin recht von Herzen blaß,
deine schöne Augen so roth zu sehen; du must geduldig seyn;
ich muß mich auch gedulden, statt der Mittags- und Abend-Mahlzeit
mit Wasser und Brot vorlieb zu nehmen; ich darf mich für
meinen Kopf nicht unterstehen, meinen Bauch zu füllen; eine
einzige gute Mahlzeit würde mich liefern. Aber sie sagen,
der Herzog werde morgen hier seyn. Bey meiner Treu, Isabell, ich
liebte deinen Bruder; wäre der alte phantastische Herzog
anstatt der finstern Winkel, bey Hause gewesen, so lebte er noch.
(Isabella geht ab.)
Herzog.
Mein Herr, der Herzog ist euch für eure Discourse von ihm
ausserordentlich wenig Dank schuldig; das beste ist indessen,
daß sie nicht wahr sind.
Lucio.
Frater, du kennst den Herzog nicht sowol als ich; er ist ein beßrer
Weidmann als du dir einbildest.
Herzog.
Gut, ihr sollt zu seiner Zeit Red' und Antwort davor geben. Lebet
wohl.
Lucio.
Nein, warte noch, ich will mit dir gehen; ich kan dir artige Histörchen
von dem Herzog erzählen.
Herzog.
Ihr habt mir bereits schon zuviel von ihm erzählt, wenn sie
wahr sind; und sind sie es nicht, so wären gar keine schon genug.
Lucio.
Ich bin einmal vor ihm gewesen, weil ich einem Menschen ein Kind
gemacht hatte.
Herzog.
Thatet ihr das?
Lucio.
Das denk ich, zum Henker, daß ich es that; aber ich schwur
es sauber weg; mein Seel, wenn ichs nicht gethan hätte, sie
hätten mich an die faule Mispel verheurathet.
Herzog.
Mein Herr, eure Gesellschaft ist schöner als ehrenhaft: Bleibt
ein wenig zurük oder geht voraus, wenn ich bitten darf.
Lucio.
Mein Seel, ich gehe mit dir, bis die Gasse zu Ende ist; wenn dir
H**jägers-Discourse ärgerlich sind, so wollen wir sparsam
damit seyn; mein Seel, Frater, ich bin eine Art von Klette, ich
hänge mich an.
(Sie gehen ab.)
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