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FÜNFTER AKT

ERSTE SZENE

Dunsinan, Zimmer im Schloß


Es treten auf ein Arzt und eine Kammerfrau.

ARZT
Zwei Nächte habe ich nun mit Euch gewacht, aber keine Bestätigung Eurer Aussage gesehen. Wann ist sie zuletzt umhergewandelt?

KAMMERFRAU
Seitdem Seine Majestät in den Krieg zog, habe ich gesehen, wie sie aus ihrem Bett aufstand, ihr Nachtgewand umwarf, ihren Schreibtisch aufschloß, Papier nahm, es zusammenlegte, schrieb, das Geschriebene las, es versiegelte und dann wieder zu Bett ging: und die ganze Zeit im tiefsten Schlafe.

ARZT
Eine große Zerrüttung der Natur, die Wohltat des Schlafes zu genießen und zugleich die Geschäfte des Wachens zu verrichten. In dieser schlafenden Aufregung, außer dem Umherwandeln und anderem Tun, was, irgend einmal, habt Ihr sie sprechen hören?

KAMMERFRAU
Dinge, die ich ihr nicht nachsprechen werde.

ARZT
Mir könnt Ihrs vertrauen; und es ist notwendig, daß Ihr es tut.

KAMMERFRAU
Weder Euch noch irgend jemand, da ich keine Zeugen habe, meine Aussage zu bekräftigen.
[Lady Macbeth kommt, eine Kerze in der Hand.]
Seht, da kommt sie!
Lady Macbeth kommt mit einer Kerze.
So ist ihre Art und Weise! Und, bei meinem Leben, fest im Schlaf. Beobachtet sie, versteckt Euch!

ARZT
Wie kam sie zu dem Licht?

KAMMERFRAU
Das brennt neben ihrem Bett. Sie hat immer Licht; es ist ihr Befehl.

ARZT
Seht, ihre Augen sind offen!

KAMMERFRAU
Ja, aber ihre Sinne geschlossen.

ARZT
Was macht sie nun? Schaut, wie sie sich die Hände reibt!

KAMMERFRAU
Das ist ihre gewöhnliche Gebärde, daß sie tut, als wüsche sie sich die Hände; ich habe wohl gesehen, daß sie es eine Viertelstunde hintereinander tat.

LADY MACBETH
Da ist noch ein Fleck.

ARZT
Horch, sie spricht! Ich will aufschreiben, was sie sagt, um hernach meine Erinnerung daraus zu ergänzen.

LADY MACBETH
Fort, verdammter Fleck, fort, sag ich! - Eins, zwei! Nun, dann ist es Zeit, es zu tun. - Die Hölle ist finster! - Pfui, mein Gemahl, pfui, ein Soldat und furchtsam! Was haben wir zu fürchten, wer es weiß, da niemand unsre Gewalt zur Rechenschaft ziehen darf? - Aber wer hätte gedacht, daß der alte Mann noch so viel Blut in sich hätte?

ARZT
Hört Ihr wohl?

LADY MACBETH
Der Than von Fife hatte ein Weib: Wo ist sie nun? - Wie, wollen diese Hände denn nie rein werden? - Nichts mehr davon, mein Gemahl, nichts mehr davon; du verdirbst alles mit diesem Auffahren.

ARZT
Ei, ei! Ihr habt erfahren, was Ihr nicht solltet!

KAMMERFRAU
Gesprochen hat sie, was sie nicht sollte, das ist gewiß. Gott weiß, was sie erfahren hat.

LADY MACBETH
Noch immer riecht es hier nach Blut; alle Wohlgerüche Arabiens würden diese kleine Hand nicht wohlriechend machen. Oh, oh, oh!

ARZT
Was das für ein Seufzer war! Ihr Herz ist schmerzlich beladen.

KAMMERFRAU
Ich möchte nicht ein solches Herz im Busen tragen, nicht für den Königsschmuck des ganzen Leibes.

ARZT
Gut, gut!

KAMMERFRAU
Gebe Gott, daß es gut sei!

ARZT
Diese Krankheit liegt außer dem Gebiete meiner Kunst; aber ich habe Menschen gekannt, die im Schlaf umherwandelten und doch fromm in ihrem Bett starben.

LADY MACBETH
Wasch deine Hände, leg dein Nachtkleid an, sieh doch nicht so blaß aus! - Ich sage es dir noch einmal, Banquo ist begraben, er kann aus seiner Gruft nicht herauskommen.

ARZT
Wirklich?

LADY MACBETH
Zu Bett, zu Bett! Es wird ans Tor geklopft. Komm, komm, komm, komm, gib mir die Hand! - Was geschehen ist, kann man nicht ungeschehn machen. - Zu Bett, zu Bett, zu Bett!
Sie geht ab.

ARZT
Geht sie nun zu Bett?

KAMMERFRAU
Unverzüglich.

ARZT
Man flüstert Schlimmes. Taten unnatürlich
Erzeugen unnatürliche Zerrüttung;
Die kranke Seele will ins taube Kissen
Entladen ihr Geheimnis. Sie bedarf
Des Beichtgers mehr noch als des Arztes. - Gott,
Vergib uns allen! Seht nach ihr; entfernt,
Womit sie sich verletzen könnt, und habt
Ein Auge stets auf sie! - So, gute Nacht!
Der Anblick hat mir Schreck und Graun gemacht.
Ich denk und darf nichts sagen.

KAMMERFRAU
                                 Nun, schlaft wohl!
Sie gehn ab.




ZWEITE SZENE

Feld, in der Nähe von Dunsinan


Es treten auf mit Trommeln und Fahnen Menteth, Cathness, Angus, Lenox, Soldaten.

MENTETH
Das Heer von England naht, geführt von Malcolm,
Seinem Ohm Siward und dem guten Macduff:
Von Rache glühn sie; denn ihr herbes Leid
Erregte wohl den abgestorbnen Greis
Zu blutig grimmem Kampf.

ANGUS
                          Bei Birnams Wald,
Von dorther nahn sie, treffen wir sie wohl.

CATHNESS
Ob Donalbain bei seinem Bruder ist?

LENOX
Gewiß nicht, Herr; denn eine Liste hab ich
Vom ganzen Adel. Dort ist Siwards Sohn,
Und mancher glatte Jüngling, der zuerst
Die Mannheit prüft.

MENTETH
                      Und was tut der Tyrann?

CATHNESS
Das mächtge Dunsinan befestigt er.
Toll heißt ihn mancher; wer ihn minder haßt,
Nennts tapfre Wut; doch ists gewiß, er kann
Den wild empörten Zustand nicht mehr schnallen
In den Gurt der Ordnung.

ANGUS
                          Jetzt empfindet er
Geheimen Mord, an seinen Händen klebend;
Jetzt straft Empörung stündlich seinen Treubruch.
Die er befehligt, handeln auf Befehl,
Aus Liebe nicht. Jetzt fühlt er seine Würde
Zu weit und lose, wie des Riesen Rock
Hängt um den diebschen Zwerg.

MENTETH
                               Ist es ein Wunder,
Wenn sein gequälter Sinn auffährt und schaudert?
Muß all sein Fühlen sich doch selbst verdammen,
Weils seiner Seele eignet.

CATHNESS
                            Ziehn wir weiter,
Da Dienst zu weihen, wo es Lehnspflicht fordert;
Suchen wir auf das Heil des kranken Staates!
Mit ihm vergießen wir, zum Wohl des Landes,
All unser Blut.

LENOX
                  So viel, daß es betaut
Die Herrscherblum, ertränkt das giftge Kraut.
So geh der Zug nach Birnam.
Sie marschieren vorüber.




DRITTE SZENE

Dunsinan, ein Zimmer im Schloß


Macbeth tritt auf; der Arzt, Gefolge.

MACBETH
Bringt keine Nachricht mehr! Laßt alle fliehn;
Bis Birnams Wald anrückt auf Dunsinan,
Ist Furcht mir nichts. Was ist der Knabe Malcolm?
Gebar ihn nicht ein Weib? Die Geister, kundig
All irdischen Waltens, prophezeiten so:
Sei kühn, Macbeth, kein Mann, vom Weib geboren,
Soll je dir was anhaben. Flieht denn immer,
Ihr falschen Thans, zu Englands Weichlingen!
Dies Herz und meinen Herrschergeist verwegen,
Dämpft Zweifel nicht und soll die Furcht nie regen.
Ein Diener tritt auf.
Der Teufel brenn dich schwarz, milchbleicher Lump!
Wie kommst du an den Gänseblick?

DIENER
Da sind zehntausend -

MACBETH
                       Gäns, Schuft?

DIENER
                                      Krieger, Herr.

MACBETH
Reib dein Gesicht, die Furcht zu überröten,
Weißlebriger Hund. Was denn für Krieger, Hansnarr?
Hol dich der Teufel! Deine Kreidewangen
Verführen all zur Furcht. Was denn für Krieger,
Molkengesicht?

DIENER
                 Erlaubt, das Heer von England!

MACBETH
Weg dein Gesicht!
Diener ab.
                   Seyton! - Mir wird ganz übel,
Seh ich so - Seyton! Heda! - Dieser Ruck
Kuriert auf immer oder liefert jetzt mich.
Ich lebte lang genug; mein Lebensweg
Geriet ins Dürre, ins verwelkte Laub;
Und was das hohe Alter soll begleiten,
Gehorsam, Liebe, Ehre, Freundestrost,
Danach darf ich nicht aussehn; doch, statt dessen
Flüche, nicht laut, doch tief. Munddienst und Hauch,
Was gern das arme Herz mir weigern möchte,
Und wagts nicht. - Seyton!
Seyton kommt.

SEYTON
                             Was befiehlt mein Herrscher?

MACBETH
Was gibt es Neues?

SEYTON
                    Alles wird bestätigt,
Was das Gerücht verkündet.

MACBETH
                            Ich will fechten,
Bis mir das Fleisch gehackt ist von den Knochen.
Gebt meine Rüstung mir!

SEYTON
                         Noch tuts nicht not.

MACBETH
Ich leg sie an.
Mehr Reiter sendet aus, durchstreift das Land;
Wer Furcht nennt, wird gehängt. - Bringt mir die Rüstung!
Was macht die Kranke, Arzt?

ARZT
                             Nicht krank sowohl,
Als durch gedrängte Phantasiegebilde
Gestört, der Ruh beraubt.

MACBETH
                            Heil sie davon!
Kannst nichts ersinnen für ein krank Gemüt?
Tief wurzelnd Leid aus dem Gedächtnis reuten?
Die Qualen löschen, die ins Hirn geschrieben?
Und mit Vergessens süßem Gegengift
Die Brust entledigen jener giftgen Last,
Die schwer das Herz bedrückt?

ARZT
Hier muß der Kranke selbst das Mittel finden.

MACBETH
Den Hunden deine Kunst, ich mag sie nicht. -
Legt mir die Rüstung an; den Stab her! - Seyton,
Schick aus! - Doktor, die Thans verlassen mich. -
Nun, mach geschwind! - Arzt, könntst du meinem Land
Beschaun das Wasser, seine Krankheit finden,
Und es zum kräftgen frühern Wohlsein reingen,
Wollt ich mit deinem Lob das Echo wecken,
Daß es dein Lob weit hallte. - Weg den Riemen! -
Welche Purganz, Rhabarber, Senna führte
Wohl ab die Englischen? - Hörst du von ihnen?

ARZT
Ja, hoher König, Eure Kriegesrüstung
Macht, daß wir davon hören.

MACBETH
                             Bringts mir nach! -
Nicht Tod und nicht Verderben ficht mich an,
Kommt Birnams Wald nicht her nach Dunsinan!
[Er geht ab.] Alle außer dem Arzt gehen ab.

ARZT
War ich von Dunsinan mit Heil und Glück,
So brächte mich kein Vorteil je zurück.
[Alle] ab.




VIERTE SZENE

Feld in der Nähe von Dunsinan, ein Wald in [der Ferne] Sichtweite


Es treten auf mit Trommeln und Fahnen Malcolm, der alte Siward, sein Sohn, Macduff, Menteth, Cathness, Angus, Lenox, Rosse, Soldaten.

MALCOLM
Vettern, die Tage, hoff ich, sind uns nah,
Wo Kammern sicher sind.

MENTETH
                         Wir zweifeln nicht.

SIWARD
Wie heißt der Wald da vor uns?

MENTETH
                                Birnams Wald.

MALCOLM
Ein jeder Krieger hau sich ab 'nen Zweig
Und trag ihn vor sich; so verbergen wir
Die Truppenzahl, und irrig wird der Feind
In seiner Schätzung.

[EIN SOLDAT] SOLDATEN
                      Es soll gleich geschehn.
[Die Soldaten gehn ab.]

SIWARD
Wir hören nichts, als daß mit Zuversicht
Sich der Tyrann auf Dunsinan befestigt
Und die Belagrung ausstehn will.

MALCOLM
                                  Darauf
Vertraut er einzig. Wo's nur möglich ist,
Empört sich hoch und niedrig gegen ihn,
Und niemand folgt ihm, als erzwungnes Volk,
Das nicht von Herzen dient.

MACDUFF
                             Laßt bis zum Siege
Gerechtes Urteil ausstehn; lenkt den Eifer
Auf unsern Kriegszug!

SIWARD
                        Ja, es naht die Zeit,
Wo richtiges Unterscheiden läßt erkennen,
Das, was wir schulden, was wir unser nennen.
Grübeln und Träumen hofft ohn Sicherheit;
Echten Erfolg entscheidet erst der Streit,
Und ihm entgegen führt den Kriegeszug!
Alle gehen marschierend ab.




FÜNFTE SZENE

Dunsinan, im Schloß


Mit Trommeln und Fahnen treten auf Macbeth, Seyton, Soldaten.

MACBETH
Pflanzt unsre Banner auf die äußre Mauer;
Stets heißts: sie kommen! Unser festes Schloß
Lacht der Belagrung; mögen sie hier liegen,
Bis Hunger sie und Krankheit aufgezehrt.
Verstärken die sie nicht, die uns gehören,
Wir hätten, Bart an Bart, sie kühn getroffen
Und sie nach Haus gegeißelt.
Ein Schrei von Frauen hinter der Szene.
                                    Was für Lärm?
[Weibergeschrei hinter der Szene.]

SEYTON
Es ist Geschrei von Weibern, gnädger Herr.
Geht ab.

MACBETH
Verloren hab ich fast den Sinn der Furcht.
Es gab 'ne Zeit, wo kalter Schaur mich faßte,
Wenn der Nachtvogel schrie, das ganze Haupthaar
Bei einer schrecklichen Geschicht empor
Sich richtete, als wäre Leben drin.
Ich hab mich vollgeschluckt mit so viel Grauen:
Entsetzen, meinem Mordsinn eng vertraut,
Schreckt nun mich nimmermehr. -
Seyton kommt zurück.
                                 Weshalb das Wehschrein?

SEYTON
Die Königin, Herr, ist tot.

MACBETH
Sie hätte später sterben können; es hätte
Die Zeit sich für ein solches Wort gefunden. -
Morgen, und morgen, und dann wieder morgen,
Kriecht so mit kleinem Schritt von Tag zu Tag,
Zur letzten Silb auf unserm Lebensblatt;
Und alle unsre Gestern führten Narren
Den Pfad zum staubigen Tod. Aus, kleines Licht!
Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild,
Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühn und dann nicht mehr
Vernommen wird; ein Märchen ists, erzählt
Von einem Blödling, voller Klang und Wut,
Das nichts bedeutet.
Ein Bote kommt.
Du hast was auf der Zunge: schnell heraus!

BOTE
Mein königlicher Herr,
Ich sollte melden das, was, wie ich glaube,
Ich sah; doch wie ichs tun soll, weiß ich nicht.

MACBETH
Nun, sags nur, Mensch!

BOTE
Als ich den Wachtdienst auf dem Hügel tat -
Ich schau nach Birnam zu, und sieh, mir deucht,
Der Wald fängt an zu gehn.

MACBETH
                            Lügner und Sklav!
Schlägt ihn.

BOTE
Laßt Euren Zorn mich fühlen, ists nicht so:
Drei Meilen weit könnt Ihr ihn kommen sehn;
Ein gehnder Wald - wahrhaftig!

MACBETH
                                Sprichst du falsch,
Sollst du am nächsten Baum lebendig hangen,
Bis Hunger dich verschrumpft hat; sprichst du wahr,
Magst du mir meinethalb dasselbe tun. -
Einzieh ich die Entschlossenheit, beginne
Den Doppelsinn des bösen Feinds zu merken,
Der Lüge spricht wie Wahrheit: Fürchte nichts,
Bis Birnams Wald anrückt auf Dunsinan! -
Und nunmehr kommt ein Wald nach Dunsinan!
Waffen nun, Waffen, und hinaus! -
Ist Wahrheit das, was seine Meldung spricht,
So ist kein Fliehn von hier, ist Bleiben nicht.
Das Sonnenlicht will schon verhaßt mir werden;
O fiel in Trümmer jetzt der Bau der Erden!
Auf, läutet Sturm! Wind, blas! Heran, Verderben!
Den Harnisch auf dem Rücken will ich sterben.
Alle ab.




SECHSTE SZENE

Daselbst. Feld vor dem Schloß


Es treten auf mit Trommeln und Fahnen Malcolm, der alte Siward, Macduff, die übrigen Anführer, das Heer mit Zweigen.

MALCOLM
Jetzt nah genug! Werft ab die laubigen Schirme
Und zeigt euch, wie ihr seid! Ihr, würdger Oheim,
Führt mit dem Vetter, Eurem edlen Sohn,
Die erste Schar; ich und der würdge Macduff
Besorgen, was noch übrig ist zu tun,
Wie wir es angeordnet.

SIWARD
                        Lebt denn wohl!
Zieht uns nur heut entgegen der Tyrann,
Mag er den schlagen, der nicht fechten kann!

MACDUFF
Trompeten, blast, beteuert kühnen Mut,
Herolde ruft ihr uns in Tod und Blut!
Alle ab. [Schlachtgetümmel hinter der Szene.]




SIEBENTE SZENE

Daselbst. Ein andrer Teil des Feldes


Kriegsgeschrei. Macbeth tritt auf.

MACBETH
Sie banden mich an den Pfahl, fliehn kann ich nicht,
Muß wie der Bär der Hatz entgegenkämpfen:
Wo ist er, der nicht ward vom Weib geboren?
Den fürcht ich, keinen sonst.
Der junge Siward kommt.

DER JUNGE SIWARD
                                Wie ist dein Name?

MACBETH
Du wirst erschrecken, ihn zu hören.

DER JUNGE SIWARD
                                      Nein!
Nennst du dich auch mit einem grimmren Namen
Als einer in der Höll.

MACBETH
                        Mein Nam ist Macbeth.

DER JUNGE SIWARD
Der Teufel selber könnte nichts verkünden,
Verhaßter meinem Ohr.

MACBETH
                        Und nichts so furchtbar.

DER JUNGE SIWARD
Abscheulicher Tyrann, du lügst! Das soll
Mein Schwert dir zeigen.
Gefecht, der junge Siward fällt.

MACBETH
                          Wardst vom Weib geboren. -
Der Schwerter lach ich, spotte der Gefahr,
Womit ein Mann droht, den ein Weib gebar.
Er geht ab. Getümmel, Macduff kommt.

MACDUFF
Dort ist der Lärm. - Zeig dein Gesicht, Tyrann!
Fällst du, und nicht von meinem Schwert, so werden
Mich meines Weibs, der Kinder Geister quälen;
Ich kann auf armes Kernenvolk nicht schlagen,
Die in gedungner Hand die Lanze führen.
Nur du, Macbeth! Wo nicht, kehrt schartenlos
Und ohne Tat mein Schwert zurück zur Scheide.
Dort mußt du sein; dies mächtge Tosen kündet,
Daß dort vom ersten Range einer kämpft.
O Glück, eins bitt ich nur: laß mich ihn finden!
Er geht ab. Getümmel. Malcolm und der alte Siward kommen.

SIWARD
Hieher, mein Prinz! - Das Schloß ergab sich willig;
Auf beiden Seiten kämpft des Wütrichs Volk.
Die edlen Thans tun wackre Kriegesdienste;
Der Tag hat sich fast schon für Euch entschieden,
Nur wenig ist zu tun.

MALCOLM
                       Wir trafen Feinde,
Die uns vorbei haun.

SIWARD
                       Kommt, Prinz, in die Festung!
Sie gehen ab. Getümmel,




ACHTE SZENE

Daselbst. Ein anderer Teil des Feldes


Macbeth kommt.

MACBETH
Weshalb sollt ich den römschen Narren spielen,
Sterbend durchs eigne Schwert? So lange Leben
Noch vor mir sind, stehn denen Wunden besser.
Macduff kommt zurück.

MACDUFF
Zu mir, du Höllenhund, zu mir!

MACBETH
Von allen Menschen mied ich dich allein;
Du, mach dich nur zurück, mit Blut der Deinen
Ist meine Seele schon zu sehr beladen.

MACDUFF
Ich habe keine Worte, meine Stimme
Ist nur in meinem Schwert. Du Schurke! Blutger,
Als Sprache Worte hat!
Sie fechten.

MACBETH
                        Verlorne Müh!
So leicht magst du die unteilbare Luft
Mit scharfem Schwert durchhaun, als mich verletzen.
Auf Schädel, die verwundbar, schwing den Stahl;
Mein Leben ist gefeit, kann nicht erliegen
Einem vom Weib Gebornen.

MACDUFF
                          So verzweifle
An deiner Kunst, und sage dir der Engel,
Dem du von je gedient, daß vor der Zeit
Macduff geschnitten ward aus Mutterleib.

MACBETH
Verflucht die Zunge, die mir dies verkündet,
Denn meine beste Mannheit schlägt sie nieder!
Und keiner trau dem Gaukelspiel der Hölle,
Die uns mit doppelsinnger Rede äfft,
Die Wort dem Ohr nur hält mit Glückverheißung
Und es der Wahrheit bricht. - Mit dir nicht kämpf ich.

MACDUFF
Nun, so ergib dich, Memme!
Und leb als Wunderschauspiel für die Welt.
Wir wollen dich als seltnes Ungeheuer
Im Bild auf Stangen führen, mit der Schrift:
Hier zeigt man den Tyrannen.

MACBETH
Ich will mich nicht ergeben, um zu küssen
Den Boden vor des Knaben Malcolm Fuß,
Gehetzt zu werden von des Pöbels Flüchen.
Ob Birnams Wald auch kam nach Dunsinan,
Ob meinen Gegner auch kein Weib gebar,
Doch wag ich noch das Letzte: vor die Brust
Werf ich den mächtgen Schild. Nun magst dich wahren,
Wer Halt! zuerst ruft, soll zur Hölle fahren!
Sie gehen kämpfend ab.
Rückzug. Trompeten. Es treten auf mit Trommeln und Fahnen Malcolm, der alte Siward, Rosse, Lenox, Angus, Cathness, Menteth und Soldaten.

MALCOLM
O wären lebend die vermißten Freunde!

SIWARD
Mancher muß draufgehn; doch soviel ich sehe,
Ist dieser große Tag wohlfeil erkauft.

MALCOLM
Vermißt wird Macduff und Eur edler Sohn.

ROSSE
Eur Sohn, Mylord, hat Kriegerschuld gezahlt.
Er lebte nur, bis er ein Mann geworden;
In seiner Kühnheit war dies kaum bewährt
Durch unverzagten Kampf in blutger Schlacht,
Als er starb wie ein Mann.

SIWARD
                            So ist er tot?

ROSSE
Ja, und getragen aus dem Feld. Eur Schmerz
Muß nicht nach seinem Wert gemessen werden,
Sonst wär er endlos.

SIWARD
                      Hat er vorn die Wunden?

ROSSE
Ja, auf der Stirn.

SIWARD
                     Wohl: sei er Gottes Kriegsmann!
Hätt ich so viele Söhn', als Haar' ich habe,
Ich wünschte keinem einen schönern Tod:
Das ist sein Grabgeläut.

MALCOLM
                           Mehr Trauer ist er
Noch wert; ich weih sie ihm.

SIWARD
                              Mehr tun ist Schwäche.
Er schied geehrt und zahlte seine Zeche.
So, Gott sei mit ihm! - Seht, ein neuer Trost!
Macduff kommt mit Macbeths Kopf.

MACDUFF
Heil, König! Denn das bist du. Schau, hier steht
Des Usurpators Haupt; nun sind wir frei!
Ich seh umringt dich von des Reiches Perlen,
Die meinen Gruß im Herzen mit mir sprechen,
Und deren lautes Wort ich jetzt erheische:
Dem König Schottlands Heil!

ALLE
                             Heil, Schottlands König!
Trompetenstoß.

MALCOLM
Wir wollen nicht vergeblich Zeit verschwenden,
Mit Eurer Liebe einzeln abzurechnen,
Und quitt mit Euch zu werden. Thans und Vettern,
Hinfort seid Grafen, die zuerst in Schottland
Mit dieser Ehre prangen. Was zu tun noch,
Was nun gepflanzt muß werden mit der Zeit,
Als Rückberufung der verbannten Freunde,
Die des Tyrannen listger Schling entflohn,
Einziehn der blutgen Schergen dieses toten
Bluthunds und seiner höllischen Königin,
Die, wie man glaubt, gewaltsam selbst ihr Leben
Geendet. - Alles, was Uns sonst noch obliegt,
Das, mit der ewgen Gnade Gnadenhort,
Vollenden Wir nach Maß und Zeit und Ort.
Euch allen werd und jedem Dank und Lohn,
Und jetzt zur Krönung lad ich Euch nach Scone.
Trompetenstoß. Alle ab.

 


Fünfter Aufzug

 

 

 

 

 

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