Achte Scene.
Die Strasse.
Antipholis von Ephesus, mit einem Kerkermeister.
Antipholis von Ephesus.
Besorge nichts, guter Freund; ich will nicht ausreissen; ich will
dir, eh ich dich verlasse, so viel Geld zum Unterpfand geben,
als die Summe beträgt um derentwillen ich in Verhaft bin.
Meine Frau ist heute nicht im guten Zeichen; sie wird meinem Bedienten
nicht getraut haben. Ich versichre dich, es würd' ihr hart
in den Ohren tönen, wenn sie hörte, daß ich in
Ephesus feste sizen soll. - -
Dromio von Ephesus mit einem Strik.
- - Hier kommt mein Knecht; ich denk', er bringt das Geld. Nun,
Herr Patron, habt ihr das, wornach ich euch geschikt habe?
Dromio von Ephesus.
Hier ist etwas, ich bin euch gut dafür, das sie alle bezahlen
soll.
Antipholis von Ephesus.
Aber wo ist das Geld?
Dromio von Ephesus.
Wie, Herr, ich gab es für den Strik.
Antipholis von Ephesus.
Zu was Ende befahl ich dir denn nach Hause zu gehen?
Dromio.
Zum* End' eines Seils, Herr, und zu dem Ende bin ich wieder da.
Antipholis von Ephesus.
Und zu dem Ende will ich dich bewillkommen.
(Er giebt ihm Schläge.)
Gerichtsdiener.
Mein lieber Herr, habt Geduld.
Dromio von Ephesus.
Wahrhaftig, es ist an mir, Geduld zu haben; ich bin in der Anfechtung.
Gerichtsdiener.
Halt du dein Maul, guter Freund.
Dromio von Ephesus.
Beredet ihn vielmehr, daß er seine Hände halte.
Antipholis von Ephesus.
Du Hurensohn von einem sinnlosen Galgenschwengel.
Dromio von Ephesus.
Ich wollt' ich wäre sinnlos, Herr, so würd' ich eure
Schläge nicht fühlen.
Antipholis von Ephesus.
Du bist für nichts empfindlich als für Schläge,
wie ein andrer Esel auch.
Dromio von Ephesus.
Daß ich ein Esel bin, daß ist wahr; das könnt
ihr mit meinen langen Ohren beweisen. Ich hab' ihm von meiner
Geburts-Stund' an gedient, und habe für alle meine Dienste
noch nichts von ihm empfangen, als Ohrfeigen. Wenn mich friert,
so wärmt er mich mit Schlägen; wenn mir warm ist, so
kühlt er mich mit Schlägen ab; er wekt mich mit Schlägen,
wenn ich schlafe; und macht mich mit Schlägen aufstehn, wenn
ich size; mit Schlägen treibt er mich zur Thür hinaus,
wenn ich ausgehe, und bewillkommt mich wieder mit Schlägen,
wenn ich zurükkomme; ich trage seine Schläge auf meinen
Schultern, wie eine Bettlerin ihr Kind; und ich denke, wenn er
mich lahm geschlagen hat, so werd ich noch damit von Haus zu Haus
betteln gehen müssen.
* Der Geist dieser Scherze ligt wie durchgängig in diesem
Stük, in einem Wortspiel. End, hat wie das deutsche
Wort Ende, mehrere Bedeutungen - - rope, heißt ein
Seil, und a rope's-end, (ein Ende von einem Seil,) ein
Strik. Antipholis befahl dem Dromio a rope's-end zu kauffen;
da er nun izt fragt, zu was End (to what end) schikt ich
dich; so antwortet dieser: to a rope's-end.
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