Achte Scene.
(Ein freyer Plaz, unweit der Abtey zu Swinstead.)
Faulconbridge und Hubert treten von verschiednen Seiten auf.
Hubert.
Wer ist hier? Sprich! he! Rede augenbliklich, oder ich gebe Feuer.
Faulconbridge.
Ein Freund. Wer bist du?
Hubert.
Von der Englischen Parthey.
Faulconbridge.
Und wohin gehst du?
Hubert.
Was geht das dich an? Frag ich dich denn nach deinen Verrichtungen,
daß du nach den meinigen fragst?
Faulconbridge.
Ich denke, du bist Hubert.
Hubert.
Du denkst richtig; ich will nun, auf alle Gefahr hin, glauben,
du seyest mein Freund, da du meine Stimme so gut kennest. Wer
bist du?
Faulconbridge.
Was du willt; wenn du magst, so kanst du mir die Ehre anthun,
und denken, daß ich gewisser Maassen ein Plantagenet bin.
Hubert.
Ha! daß ich dich mißkennen konnte! Du und die augenlose
Nacht haben mich beschämt; tapfrer Kriegsheld, vergieb mir,
daß der wohlbekannte Ton deiner Stimme meinem Ohr fremde
klingen konnte.
Faulconbridge.
Kommt, kommt, sans compliment; was giebt es Neues?
Hubert.
Ich war im Begriff, euch aufzusuchen.
Faulconbridge.
So mach' es kurz; was hast du Neues?
Hubert.
O mein werther Herr, eine Zeitung, die sich für die Nacht
schikt, schwarz, gefahrvoll, trostlos und schreklich.
Faulconbridge.
Zeige mir ohne Umstände die Wunde deiner schlimmen Zeitung;
ich bin kein Weibsbild, ich will nicht darüber in Unmacht
fallen.
Hubert.
Der König ist, wie ich besorge, von einem Mönchen vergiftet
worden; ich verließ ihn beynahe sprachlos, und eilte sogleich
fort, um euch von diesem Unfall zu benachrichtigen; damit ihr
euch desto besser auf die Folgen desselben gefaßt machen
könnet, als wenn ihr zu spät von ihm überraschet
würdet.
Faulconbridge.
Wie bekam er das Gift? Wer credenzte ihm?
Hubert.
Ein Mönch, wie ich euch sagte; ein entschlossener Bösewicht,
dem die Gedärme sogleich davon geborsten sind. Doch der König
kan noch reden, und vielleicht wieder zurecht kommen.
Faulconbridge.
Wen liessest du seiner Majestät zur Aufwartung?
Hubert.
Wie? wißt ihr nicht, daß die Lords alle wieder zu
ihm zurük gefallen sind, und den Prinzen Heinrich mit sich
gebracht haben, auf dessen Fürbitte der König sie begnadiget
hat. Sie alle sind gegenwärtig bey seiner Majestät.
Faulconbridge.
Halt deinen Zorn zurük, mächtiger Himmel! Und leg' uns
nicht mehr auf, als wir tragen können! Ich muß dir
sagen, Hubert, daß die Helfte meiner Armee, indem ich diese
Nacht über diese Untieffen sezte, von der Fluth ergriffen
worden; diese Lincoln-Sümpfe haben sie verschlungen, und
ich selbst, obgleich wohl beritten, bin mit Noth davon gekommen.
Laß uns eilen; führe mich zum Könige; ich besorge,
er möchte schon verschieden seyn, eh ich ihn sehe.
(Sie gehen ab.)
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