Vierte Scene.
Caliban zu den Vorigen.
Caliban.
Ein so schädlicher Thau, als jemals meine Mutter mit Rabenfedern
von ungesundem Morast abgebürstet hat, träufle auf euch
beyde! Ein Südwest blase euch an, und bedeke euch über
und über mit Schwülen und Finnen!
Prospero.
Für diesen guten Wunsch, verlaß dich drauf, sollt du
diese Nacht den Krampf haben, Seitenstiche sollen deinen Athem
einzwängen, und Igel sollen sich die ganze Nacht durch an
dir ermüden; du sollt so dicht gekneipt werden, wie Honigwaben,
und jeder Zwik soll schärfer stechen als die Bienen, die
sie machen.
Caliban.
Ich muß zu Mittag essen. Diese Insel ist mein, ich habe
sie von Sycorax, meiner Mutter geerbt, und du hast sie mir abgenommen.
Wie du hieherkamst, da streicheltest du mich, und thatest freundlich
mit mir, gabst mir Wasser mit Beeren drinn zu trinken, und lehrtest
mich, wie ich das grössere Licht und das kleinere, die des
Tags und des Nachts brennen, nennen sollte; und da liebt ich dich,
und zeigte dir die ganze Beschaffenheit der Insel, die frischen
Quellen, und die salzigen, die öden und die fruchtbaren Gegenden.
Verflucht sey ich, daß ich es that! Alle Zaubereyen meiner
Mutter, Kröten, Schröter und Fledermäuse über
euch! Daß ich, der vorher mein eigner König war, nun
euer einziger Unterthan, und in diesen Felsen eingesperrt seyn
muß, indessen daß ihr die ganze übrige Insel
für euch allein behaltet.
Prospero.
Du lügenhafter Sclave, den nur Schläge, statt Freundlichkeit,
zähmen können; So ein garstiges Thier du bist, so hab
ich dir doch mit menschlicher Fürsorge begegnet, und dich
in meiner eignen Celle beherberget, biß du frech genug warst,
meinem Kinde Gewalt anthun zu wollen.
Caliban.
O ho! o ho! - - Ich wollt' es wäre vor sich gegangen; du
kamst zu früh dazu, sonst hätte ich diese Insel mit
Calibanen bevölkert.
Prospero.
Du abscheulicher Sclave, unfähig den Eindruk von irgend einer
guten Eigenschaft anzunehmen, und zu allem Bösen aufgelegt!
Ich hatte Mitleiden mit dir nahm die Mühe dich reden zu lehren,
und wieß dir alle Stunden etwas neues. Da du nicht im Stand
warst, du wilder, deine eigne Meynung zu entdeken, sondern gleich
einem unvernünftigen Vieh nur unförmliche Töne
von dir gabst, begabte ich deine Gedanken mit Worten, damit du
sie andern verständlich machen könntest. Aber ungeachtet
alles Unterrichts behielt die angebohrne Bosheit deiner Natur
die Oberhand und machte deine Gesellschaft wohlgearteten Geschöpfen
unerträglich; ich sah mich also gezwungen, dich in diesen
Felsen einzusperren, und begnügte mich, deine Bosheit nur
allein unwürksam zumachen, ob du gleich mehr als ein Gefängniß
verdient hattest.
Caliban.
Ihr lehrtet mich reden, und der ganze Vortheil den ich davon habe,
ist daß ich fluchen kan; daß ihr die Pest dafür
hättet, daß ihr mich reden gelehrt habt!
Prospero.
Du Wechselbalg, hinweg! Bring uns Holz und Reiser zu einem Feuer
hieher, und mache hurtig, damit ich dich zu andern Arbeiten gebrauchen
kan. Zükst du die Achseln, du Unhold? Wenn du nicht thust
was ich dir befehle, oder es unwillig thust, so will ich dich
am ganzen Leibe mit krampfichten Zükungen foltern, alle deine
Gebeine mit Schmerzen füllen, und dich heulen machen, daß
wilde Thiere vor deinem Geschrey zittern sollen.
Caliban.
Nein, ich bitte dich. (Für sich.) Ich muß gehorchen;
seine Kunst giebt ihm eine so grosse Gewalt, daß er im Stande
wäre, meiner Mutter Gott Setebos zu bezwingen, und einen
Vasallen aus ihm zu machen.
(Caliban geht ab.)
Prospero.
So, Sclave, hinweg!
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