Siebende und achte Scene.
Falstaff und der Prinz Heinrich.
Falstaff redt im Ton einer Memme eine kleine Weile mit sich
selbst; der Prinz der dazu kommt verlangt seinen Degen von ihm;
Falstaff will ihn nicht hergeben, so lange Percy noch lebe, und
bietet dem Prinzen sein Pistol an; indem es der Prinz aus dem
Hulfter herausziehen will, zieht er eine Flasche mit Sect heraus;
ein lautes Gelächter aus dem Paradies bewillkommt diesen
guten Einfall, und die Absicht dieser Scene ist erreicht.
Neunte Scene.
Trompeten und Feldgeschrey; Excursionen; der König, der
Prinz, Lord John von Lancaster, und der Graf von Westmorland treten
auf.
König Heinrich.
Ich bitte dich, Harry, zieh' dich zurük, du blutest zu stark;
Lord John von Lancaster, geht ihr mit ihm.
Lancaster.
Nicht eher, Gnädigster Herr, bis ich auch blute.
Prinz Heinrich.
Ich bitte Eu. Majestät, auszuharren, unsre Entfernung möchte
unsre Freunde in Verwirrung sezen.
König Heinrich.
Ich will; Milord von Westmorland, führt ihn in sein Zelt.
Westmorland.
Kommt, Milord, ich will euch in euer Zelt führen.
Prinz Heinrich.
Mich führen, Milord? Ich bedarf eurer Hülfe nicht. Der
Himmel verhüte, daß eine Nadelrize den Prinzen von
Wales von einem solchen Feld wie dieses ist, treiben soll, wo
so viel Edle Männer in ihrem Blute zertreten ligen, und triumphierende
Rebellen den Tod um sich her verbreiten.
Lancaster.
Wir athmen hier zu lange; kommt, Vetter von Westmorland, auf diesem
Weg ligt unsre Pflicht; um's Himmels willen, kommt.
Prinz Heinrich.
Beym Himmel, du hast mich betrogen, Lancaster; ich dachte nicht
daß du Herr von einem solchen Geiste seyst; sonst liebt'
ich dich als einen Bruder, John, aber nun lieb' ich dich wie meine
eigne Seele.
König Heinrich.
Ich sah' ihn dem Lord Percy mit einem Muth die Spize bieten, den
ich von einem so jungen Krieger nicht vermuthen durfte.
Prinz Heinrich.
O, dieser Junge hat Feuer für uns alle.
(Sie gehen ab.)
König Heinrich bleibt; Dowglas tritt auf.
Dowglas.
Wieder ein König? Sie wachsen wie die Köpfe der Hydra.
Ich bin Dowglas, allen verderblich die diese Farbe tragen - -
Wer bist du, der hier die Person eines Königs machen will?
König Heinrich.
Der König selbst, Dowglas, der herzlich bedaurt, daß
du schon so viele Schatten von ihm angetroffen, eh du ihn selbst
gefunden hast. Ich habe zween Söhne, die dich und Percy auf
dem ganzen Schlachtfeld aufsuchen; aber da du mir so glüklich
in die Hände fällst, will ich's mit dir aufnehmen; vertheidige
dich!
Dowglas.
Ich fürchte, du bist auch nur ein Phantom; und doch trägst
du dich in der That wie ein König; aber mein bist du, das
bin ich gewiß, wer du auch bist, und so will ich dich gewinnen.
(Sie fechten; indem der König in Gefahr ist, kommt der
Prinz von Wales dazu.)
Prinz Heinrich.
Hebe deinen Kopf auf, du nichtswürdiger Schotte, oder du
sollst nimmer ihn nicht wieder empor heben: die Geister von Scherley,
Stafford und Blunt sind in meinen Armen; der Prinz von Wales ists,
der dir dräut, und der nie verspricht, was er nicht zu bezahlen
gedenkt.
(Sie fechten, Dowglas flieht.)
Munter, Gnädigster Herr! Wie befindet sich Euer Majestät?
Sir Nicolas Gawsey hat um Hülfe geschikt, und das hat auch
Clifton gethan. Ich will gerade zu Clifton.
König Heinrich.
Bleib und athme einen Augenblik. Du hast meine verlohrne Achtung
wieder erkauft, Harry, und durch diese edle Rettung bewiesen,
daß dir mein Leben nicht gleichgültig ist.
Prinz Heinrich.
O Himmel! das gröste Unrecht thaten die mir, die jemals gesagt
haben, daß ich euern Tod wünsche. Wär' es so,
so hätt ich nur Dowglassens dräuende Hand allein über
euch lassen können; sie würde euer Ende schneller als
alles Gift der Welt befördert, und euerm Sohn die verrätherische
Mühe erspart haben.
König Heinrich.
Eile du izt zu Clifton; ich will zu Sir Nicolas Gawsey.
(Der König geht ab.)
|