Zweyter Aufzug.
Erste Scene.
Ein Wirthshaus bey Rochester.
Ein Fuhrmann tritt mit einer Laternen in der Hand auf, ruft
dem Hausknecht, und giebt ihm eine Commißion wegen seines
Pferds; ein andrer Fuhrmann kommt dazu, und die Flöhe in
diesem Wirthshaus, worüber beyde sich beklagen, geben Anlas
zu einer kleinen Unterredung im fuhrmännischen Geschmak,
worinn, daß dich die Pest! und, geh' an Galgen, die schönsten
Blümchen sind. Gadshill, einer aus des Prinzen von Wales
Bande, kommt dazu, und erkundigt sich mit guter Manier bey ihnen,
wenn die Reisende, mit denen sie in diesem Wirtshaus angekommen,
nach London abzugehen gedenken.
Zweyte Scene.
Ein kleines Gespräch zwischen Gadskill und einem Bedienten
im Wirthshaus, welches, ausser den Nachrichten, die der leztere
dem ersten von den Passagiers im Hause giebt, in einer Art von
Wizwechsel besteht, wovon der Uebersezer bekennt, daß es
ihm unmöglich fällt, die deutsche Sprache damit zu bereichern.
Diejenige, welche vielleicht glauben, daß er diese Unmöglichkeit
mit etwas weniger Trägheit hätte überwinden können,
mögen sich zur Probe an den sinnreichen Wörtern: long-staff-six-penny-strikers,
und Mustachiopurple-hued-malt-worms üben; und wenn
ihnen auch diese nicht zu schwer seyn sollten, so werden sie doch
gestehen, daß die unsaubern Wortspiele, die einen Theil
dieser Scene ausmachen, unübersezlich sind. Das beste ist,
daß der Leser nicht einen einzigen gesunden Gedanken, oder
guten Einfall dabey verliehrt. Man mag aus dem was wir übersezen,
den Schluß auf dasjenige machen, was wir auslassen müssen.
Dritte Scene.
Verwandelt sich in die Landstrasse.
Prinz Heinrich, Poins und Peto treten auf.
Poins.
Kommt, verbergt euch, verbergt euch; ich habe Falstaffs Pferd
auf die Seite gethan, und er murrt wie ein gummierter Sammet.
Prinz Heinrich.
Halt dich ruhig.
Falstaff tritt auf.
Falstaff.
Poins, Poins! daß du gehangen wärst! Poins!
Prinz Heinrich.
Still, du fettnierichter Spizbube, was für ein Geheul machst
du da?
Falstaff.
Wie, Poins! Hal!
Prinz Heinrich (zu Poins.)
Er ist auf den Hügel hinauf gegangen, ich will geh'n
und ihn aufsuchen.
Falstaff (auf einer andern Seite.)
Das ist meine Straffe davor, daß ich in dieses Diebs
Gesellschaft raube; der Raker hat mir mein Pferd auf die Seite
gethan, der Henker weiß wo hin. Wenn ich nur noch vier Quadrat-Schuhe
weiter zu Fuß gienge, so würd' ich mir den Blasebalg
zersprengen. Gut, ich zweifle nicht, daß ich eines schönen
Tods für alles diß sterben werde, in so fern ich dem
Galgen entgehe, wenn ich diesen Spizbuben todtschlage. Ich habe
diese zwey und zwanzig Jahre her seine Gesellschaft stündlich
verschworen, und doch bin ich immer mit dem Galgenstrik behext.
Ich will gehangen seyn, wenn mir der Raker nicht einen Liebes-Trank
eingegeben hat; es kan anders nicht seyn; ich hab' einen Liebes-Trank
bekommen. Poins! Hal! Daß ihr die Pest hättet! Bardolph!
Peto! Ich will verhungern, wenn ich einen Schritt weiter stehle.
Wenn es nicht eine so gute That wär' als ein Glas Bier auszutrinken,
wenn ich ein ehrlicher Mann würde und diese Galgenschwengel
verliesse, so will ich der ausgemachteste Halunke seyn, der jemals
mit Zähnen gekäut hat. Acht Ellen unebner Grund ist
siebenzig Meilen für mich, wenn ich zu Fuß gehen muß.
Das hol der Henker, wenn Diebe nicht einmal ehrlich an einander
seyn können! (Er hört sie flüstern.) He!
daß euch die Pestilenz alle mit einander! Gebt mir mein
Pferd, ihr Schelme, gebt mir mein Pferd, und geht an den Galgen.
Prinz Heinrich.
Schweige, du Schmeer-Bauch, lieg nieder, leg dein Ohr hart an
den Boden, und horch, ob du nicht den Fußtritt von Reisenden
hören kanst.
Falstaff.
Habt ihr ein paar Hebel, oder etliche, daß ihr mich wieder
aufheben könnt, wenn ich einmal liege? Sapperment! Ich wollte
um alles Geld in deines Vaters Schazkammer, mein eigen Fleisch
nicht noch einmal so weit zu Fuß tragen. Was zum T** meynt
ihr damit, daß ihr mich so vexiert - - Ich bitte dich, Prinz
Hal, hilf mir zu meinem Pferd, guter Königs-Sohn.
Prinz Heinrich.
Weg, du Schurke! Soll ich dein Stallknecht seyn?
Falstaff.
Geh, und häng dich selbst an deinen eignen Cronprinzlichen
Kniebändern auf. Wenn ich ertappt werde, so will ich euch
für diesen Streich bezahlen; ich will reden was ich weiß,
das glaubt mir. Wenn ich's nicht dahinbringe, daß man Gassenhauer
auf euch macht, und sie im Ton von H**liedern in den Strassen
singt, so möge ein Becher mit Sect mein Gift seyn! Wenn man
einen Spaß so weit treibt, und noch dazu zu Fuß! Ich
haß' es!
Gadshill und Bardolph zu den Vorigen.
Gadshill.
Steh!
Falstaff.
Das thue ich, wieder meinen Willen.
Poins.
O, es ist unser Spion, ich kenn' ihn an der Stimme. Bardolph,
was giebts Neues?
Bardolph.
Maskirt euch, maskirt euch, zieht eure Visiere herab: es kommt
dort Geld für den König vom Hügel herunter, Geld,
das in des Königs Schazkammer geht.
Falstaff.
Du lügst, du Spizbube, es geht in des Königs Wirthshaus.
Gadshill.
Es ist genug, uns alle - - (reich zu machen).
Falstaff.
An den Galgen zu bringen.
Prinz Heinrich.
Ihr Herren, stellt ihr Viere euch ihnen vorn in dem holen Weg
entgegen; Ned Poins und ich wollen tiefer herunter gehen; wenn
sie euch entrinnen, so fallen sie doch uns in die Hände.
Peto.
Aber wie viel sind ihrer?
Gadshill.
Ihrer acht oder zehen.
Falstaff.
Sakerlot! So werden sie ja uns berauben.
Prinz Heinrich.
Was Sir Hans Wanst für eine Memme ist!
Falstaff.
In der That, ich bin nicht Hans von Gaunt, euer Großvater,
aber doch auch keine Memme, Hal.
Prinz Heinrich.
Gut, wir wollen's auf die Probe ankommen lassen.
Poins.
Holla, Jak, dein Pferd steht hinter dem Zaun dort: wenn du's nöthig
hast, so wirst du's dort finden. Lebt wohl und haltet euch wohl!
Prinz Heinrich (zu Poins leise.)
Ned, wo sind unsre Ueberkleider?
Poins.
Hier, hart an uns; Laßt euch ja nicht sehen.
(Sie gehen auf die Seit.)
Falstaff.
Nun, meine Herren, ein jeder an seine Arbeit, wer das beste kriegt,
der hat's!
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